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Gemeinsame Forschung für die Umwelt: Deutschland leitet größte multilaterale Arktis-Expedition „MOSAiC“

Die erste Gruppe der Wissenschaftler auf der neuen Scholle

Die erste Gruppe der Wissenschaftler auf der neuen Scholle, © Esther Horvath, Alfred-Wegener-Institut

08.10.2019 - Artikel

Unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts werden 300 Wissenschaftler aus 17 Ländern auf einer riesigen Eisscholle zum ersten Mal das gesamte Klimasystem der Arktis erforschen.

Mitten im Arktischen Ozean, zwischen Russland, den USA, Kanada, Grönland und dem norwegischen Archipel Spitzbergen, lassen sich renommierte Wissenschaftler mit dem Eisbrecher „Polarstern“ festfrieren und driften von hier aus für ein Jahr durch das Eis. Vor dem erfolgreichen Andocken stand eine intensive Suche per Satellitenbildern und Helikopter-Überflügen in der zentralen Arktis, die durch den russischen Eisbrecher Akademik Fedorov unterstützt wurde. Die jetzt gefundene Scholle driftet derzeit bis zu 10 Kilometer pro Tag in unterschiedliche Richtungen. Hier bauen die Forscher nun möglichst zügig ein Eiscamp auf, ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn schon jetzt geht dort die Sonne nicht mehr richtig auf, es verbleiben nur noch wenige Tage mit Dämmerung zur Mittagszeit.

Grundlegende Forschung für konkreten Klimaschutz

Von der Brücke der Polarstern hat eine Sicherheitsingenieurin die Wissenschaftler fest im Blick
Von der Brücke der Polarstern hat eine Sicherheitsingenieurin die Wissenschaftler fest im Blick© Esther Hovrath, Alfred-Wegener-Institut

Allein der Blick auf die Karte macht deutlich: Bei dieser Mission ist multilaterale Zusammenarbeit gefragt. Über 19 Nationen, unter ihnen auch die USA, China und Russland, beteiligen sich an „MOSAiC“. Sie soll ein Jahr dauern und verfügt über ein Budget von 140 Millionen Euro. Das Team will das Klima der Arktis besser verstehen, um globale Klimamodelle zu verbessern und verlässlichere Klimaprognosen zu liefern. Dazu erheben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten in den fünf Bereichen Atmosphäre, Meereis, Ozean, Ökosystem und Biogeochemie. Hier will man die Wechselwirkungen erfassen, die das arktische Klima und das Leben im Nordpolarmeer prägen.

Alfred-Wegener-Institut führt Mission an

Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und forscht in den Polarregionen und nördlich gelegenen Ozeanen. Als eines von 19 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft koordiniert es Deutschlands Polarforschung und stellt Schiffe wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Markus Rex vom AWI ist Leiter der MOSAiC-Mission. Für ihn ist diese Expedition ganz besonders, denn:

Die MOSAiC-Expedition bringt zum ersten Mal überhaupt einen modernen Forschungseisbrecher mit seinen unvergleichlichen wissenschaftlichen Möglichkeiten im Winter in die zentrale Arktis. Es ist die größte Forschungsexpedition in die zentrale Arktis, die es je gegeben hat. Wir arbeiten mit über 60 Institutionen aus 19 Ländern zusammen. Allein die Anzahl der Leute, die mitfahren, sprengt alle Dimensionen. Es hat auch noch nie so einen vergleichbaren Einsatz von fünf Eisbrechern gegeben, die wir in einer ausgefeilten Choreografie einsetzen, sodass wir immer zum richtigen Zeitpunkt wieder Nachschub an Treibstoff und Lebensmitteln bekommen und Personal austauschen können.


Deutschland übernimmt mehr Verantwortung in der Arktis

Markus Rex begleitete auch Außenminister Heiko Maas auf seiner Reise in die Arktis, in das Territorium Nunavut im Norden Kanadas im August. Dort machte sich Maas ein Bild von den drastischen Folgen des Klimawandels und diskutierte mit Politikern und der Zivilgesellschaft über Lösungen: Die Arktis erwärmt sich rund doppelt so schnell wie der Rest der Welt. In Norden Kanadas sind die Temperaturen bereits um 2,3°C gegenüber vorindustriellen Werten gestiegen.

Nicht nur bei der MOSAiC-Mission, auch in der Außenpolitik übernimmt Deutschland mehr Verantwortung für die Arktis, denn sie ist aufgrund ihrer Beschaffenheit und Lage ein Frühwarnsystem für die globale Erderwärmung und die Folgen des Klimawandels. Ende August verabschiedete die Bundesregierung unter Federführung des Auswärtigen Amts im Kabinett neue, ressortübergreifende Leitlinien deutscher Arktispolitik. Die Leitlinien bieten eine klare Orientierung für die künftigen Forschungsaktivitäten mit deutscher Beteiligung und für wirtschaftliche Aktivitäten deutscher Unternehmen in der Arktis.

Die Ziele der deutschen Arktispolitik auf einen Blick:

  • Deutschland will auf einen weltweiten Klima- und Umweltschutz im Einklang mit dem Abkommen von Paris hinzuwirken.
  • Die Bundesregierung setzt sich für den Einsatz umweltfreundlicher Technologien sowie die Anwendung höchster Umweltstandards ein, die Ausweisung von Schutzgebieten zur Bewahrung der biologischen Vielfalt in der Arktis ein.
  • Die Interessen der indigenen Bevölkerung und Wahrung von deren Rechten auf Freiheit, Gesundheit und Selbstbestimmung in ihrem Lebensraum sollen gestärkt werden.
  • Deutschland engagiert sich für eine freie und verantwortungsvolle Forschung, um mehr über die Arktis zu lernen.
  • Für die Zukunft der Arktis ist eine enge und regelbasierte Zusammenarbeit mit anderen Ländern innerhalb eines gestärkten internationalen Rechtsrahmens notwendig. Deutschland engagiert sich deshalb im Arktischen Rat sowie im Rahmen von EU und NATO für den Erhalt der Arktis als konfliktarme Region.

Mehr Informationen:

Deutschland übernimmt mehr Verantwortung für die Arktis

Außenminister Maas in Kanada

Seite des Alfred-Wegener-Institut

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