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Syrische Flüchtlinge in Libanon: Kleine Hilfe, große Wirkung

Das IKRK hat mit deutscher Hilfe für die thermische Isolierung aller Zelte gesorgt., © Auswärtiges Amt
Das Auswärtige Amt unterstützt neuartige Dämmung für die Zelte syrischer Flüchtlinge im Libanon. Die Isolierung sorgt bei Kälte und Hitze für 10 bis 15 Grad Temperaturunterschied.
Das Auswärtige Amt unterstützt neuartige Dämmung für die Zelte syrischer Flüchtlinge im Libanon. Die Isolierung sorgt bei Kälte und Hitze für 10 bis 15 Grad Temperaturunterschied.

Die erste Nacht mit den frisch isolierten Zeltwänden wird Dalal al-Askar nicht vergessen. Es war die erste, in der ihre drei kleinen Kinder nicht gefroren haben. „Es war viel besser“, sagt die 26-jährige. „Vorher haben wir den Wind gefühlt, als ob wir draußen wären.“ Jetzt sei es wärmer, nicht mehr so zugig und auch akustisch etwas abgeschirmter von den Geräuschen der anderen Flüchtlingsfamilien.
Dalal al-Askar lebt seit drei Jahren in Bar Elias in Libanon. Die syrische Grenze ist so nah, dass man sie sehen kann. Mit einigen Hundert anderen Flüchtlingen aus Syrien lebt sie auf einem Acker. Im Winter sinken in dieser bergigen Gegend der Bekaa-Hochebene die Temperaturen auf unter null, und selbst im Frühjahr ist es nach Sonnenuntergang kaum mehr als vier oder fünf Grad warm. Dass Dalal al-Askar nachts nun nicht mehr heizen muss, entlastet das magere Familienbudget aus Uno-Hilfsgeldern und Gelegenheitsjobs ihres Mannes.
Deutschland gehört zu den wichtigsten Gebern

Mit einer Dämmschicht ausgestattet wurden die Flüchtlingszelte vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Die Hilfsorganisation wird von der Abteilung für Krisenprävention, Stabilisierung, Konfliktnachsorge und Humanitäre Hilfe des Auswärtigen Amtes mitfinanziert. Deutschland gehört zu den wichtigsten Gebern des IKRK und des libanesischen Roten Halbmonds, denn auch Flüchtlingen, die in der Nähe ihrer Heimat bleiben wollen, soll ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden.
Das IKRK hat auf der Bekaa-Hochebene 6000 Zelte isoliert, im Libanon insgesamt sogar 17.000 Zelte. Das richtige Material zu finden war ein schwieriges Unterfangen, sagt Suleiman Bahlak vom libanesischen Roten Halbmond, der das Vorhaben praktisch umgesetzt hat. „Natürlich stellt keine Firma so etwas wie Dämmstoffe für Zelte her“, sagt er. „Wir mussten lange experimentieren.“ Formfest sollte der Dämmstoff sein, nicht entflammbar, einfach zu handhaben und vor allem nicht zu teuer. Die Wahl fiel schließlich auf den thermoplastischen Kunststoff Polyethylen– 12 mm dick und mit Aluminium beschichtet. „Funktioniert hervorragend“, sagt Bahlak.
Die humanitäre Hilfe stabilisiert die Region

Für nur 150 US-Dollar pro Zelt kann ein Temperaturunterschied von 10 bis 15 Grad erreicht werden – bei Kälte ebenso wie Wärme, denn im Sommer ist auch die große Hitze für die Flüchtlinge ein Problem. Der Dämmstoff wird auf Holzlatten relativ fest innen vor den Zeltwänden verschraubt und hält mehrere Jahre. Denn längst müssen Hilfsorganisationen und Geberländer wie Deutschland in langen Zeiträumen denken. Der Syrienkrieg tobt bereits seit sechs Jahren. Allein im Libanon leben 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge – bei einer einheimischen Bevölkerung von nur 4,5 Millionen Menschen. Die humanitäre Hilfe lindert deshalb nicht nur die Not der Syrer, sondern trägt auch dazu bei, dass der ohnehin politisch fragile Libanon durch diese Last nicht destabilisiert wird.
Auch die Flüchtlinge haben sich längst auf ein längeres Provisorium im Libanon eingerichtet. Für Dalal al-Askar, die aus Rakka stammt, der Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien, ist ihr Zelt auf dem Acker in Bar Elias so etwas wie ein Zuhause geworden. Ihr jüngster Sohn Hascham ist sogar schon hier geboren. Im Zelt steht ein kleiner Ofen, auf dem Boden liegen billige Teppiche und Matten. Im hinteren Teil der behelfsmäßigen Unterkunft hat sich die Familie eine Küchenecke abgetrennt, einen Gaskocher und einen laut brummenden, uralten Kühlschrank aufgestellt. Unicef hat zwischen den Zelten einfache Latrinen gebaut, die auch als Duschgelegenheit dienen. Die meisten syrischen Kinder gehen in Bar Elias zur Schule, und das IKRK unterstützt ein kleines Gesundheitszentrum, in dem Flüchtlinge ärztlich betreut werden. Für die Grundbedürfnisse ist gesorgt. Aber das Heimweh der meisten Syrer, die immerzu von ihren Häusern und Feldern sprechen, wird dadurch kaum geringer. Auch Dalal al-Askar denkt oft an Rakka. „Jeden Tag bete ich dafür, bald zurückkehren zu können.“