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Rede Staatsminister Erler, auf der Feier für die Freischaltung des Internetportals „CSR WeltWeit - Deutsche Unternehmen Global engagiert“

15.12.2008 - Rede

Das Auswärtige Amt und die Bertelsmann Stiftung rufen eine Internetplattform zur Förderung der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen ins Leben. Staatsminister Gernot Erler und die Stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der Bertelsmann-Stiftung, Liz Mohn, haben das Portal heute (15.12.) freigeschaltet.

-- es gilt das gesprochene Wort! --

Sehr geehrte Frau Mohn,

Sehr geehrter Herr Wansleben

Liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag,

meine Damen und Herren,

Außenminister Frank-Walter Steinmeier bedauert sehr, heute nicht hier sein zu können, ich werde versuchen, ihn würdig zu vertreten!

Ich darf auch in seinem Namen sagen:

Ich freue mich und bin stolz, dass wir heute hier das neue Internetportal CSR WeltWeit für die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Ausland freischalten. Gemeinsam haben die Bertelsmann Stiftung und das Auswärtige Amt dieses Projekt initiiert und erfolgreich auf die Beine gestellt. Ich danke vor allem der Bertelsmann Stiftung für ihr großes Engagement beim Zustandekommen dieses Portals. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ganze Arbeit geleistet. Meine Kollegen haben mir von dieser engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit voller Lob berichtet.

Unseren beiden Organisationen war von Anfang an klar: Wenn das Portal ein Erfolg werden soll, müssen wir andere wichtige Akteure einbinden. Unserem Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist das Thema CSR ein ganz besonderes Anliegen. Deshalb hat er auch bei der CSR-Konferenz des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Ende April hier in Berlin dazu aufgerufen, sich aktiv an dem Portal zu beteiligen.

Ich freue mich daher ganz besonders, dass wir so gute und engagierte Partner in den Ministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, für Arbeit und Soziales, Umwelt sowie Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefunden haben. Das Gleiche gilt für die Spitzenverbände der Wirtschaft – BDA, BDI und DIHK. Denn: Was wäre eine Internetplattform für Unternehmen ohne die aktive Mitwirkung der Wirtschaft! Für diese Zusammenarbeit danke ich sehr herzlich!

Diese Plattform zeigt, wie ich finde, zweierlei.

Zum einen geht die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen alle an und alle machen mit.

Sie ist kein Knüppel der Politik, den sie den Unternehmen zwischen die Beine werfen will. Im Gegenteil: deutsche Unternehmen engagieren sich schon seit langer Zeit. Dabei wollen wir sie mit dem Portal unterstützen!

Zum anderen ist die Plattform ein Beleg dafür, dass Politik und Wirtschaft in diesen schwierigen Zeiten ergebnisorientiert und zum gegenseitigen Wohl zusammenarbeiten können. Da ist es gut, wenn beide Seiten – im Großen bei der Bewältigung der Finanzkrise und im Kleinen bei diesem Portal – an einem Strick ziehen.

Das Auswärtige Amt schätzt dieses Projekt und die Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung und allen Partnern sehr hoch ein. Weitere Schritte zum Ausbau des Portals sollen folgen, indem beispielsweise mehr Länder erfasst werden.

Meine Damen und Herren,

„Die theologische Frage — Soll es CSR überhaupt geben? — ist heute irrelevant,“ sagt John Ruggie , der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Menschenrechte und Unternehmen: „Die Unternehmen betreiben CSR.“

Vor einem halben Jahr hatte Außenminister Steinmeier bei der erwähnten Konferenz noch eingeräumt, dass er sich als Außenminister die Frage gefallen lassen müsste, ob er gut daran tue, dieses Thema zu besetzen.

Schon damals hatte er dies bejaht und klargemacht welchen hohen Stellenwert das Thema für ihn und für das Auswärtige Amt hat.

Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise hat sich diese Gewissheit aber noch weiter verstärkt: CSR ist ein Thema für einen Außenminister. Denn es besteht eine Interessensidentität zwischen der Unternehmenshandeln im Ausland und einer vorausschauenden Außenpolitik.

Neben der Wahrnehmung nationaler Interessen ist vorausschauende Außenpolitik nämlich immer auch eine am Gemeinwohl unserer Partner orientierte Politik. Sie ist an der Stabilität, der Entwicklung und dem wachsenden Wohlstand unserer Partnerländer interessiert. Neben den politischen Beziehungen spielt dabei die Wirtschaft eine herausragende Rolle. Denn nur wirtschaftlich erfolgreiche Länder werden auf Dauer in der Lage sein, diese Ziele zu erreichen.

Die Außenpolitik ist deshalb im beiderseitigen Interesse bestrebt, im Dialog mit den Partnerländern die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie einer nachhaltigen Entwicklung und einem vielfältigen Wirtschaftsaustausch förderlich sind. Damit engagieren wir uns für die Entwicklung der Partner, machen aber gleichzeitig den Weg für Unternehmensbeziehungen mit Deutschland frei.

Umgekehrt tragen die Firmen mit ihrem unternehmerischen Engagement als gute corporate citizens dazu bei, dass die Partnerländer stabiler werden und ihren Wohlstand auf- oder ausbauen können.

Gleichzeitig bilden Unternehmen und Außenpolitik aber auch eine Verantwortungsgemeinschaft. Deutschland profitiert von der wirtschaftlichen Verknüpfung mit der Welt wie kaum ein anderes Land. Der flüchtige Ruhm eines „Exportweltmeisters“ bedeutet, dass Deutschland auch Motor dieser Entwicklung ist. Damit gehen Verpflichtungen einher. Regierung und Unternehmer wollen und können die Globalisierung nicht anhalten. Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie wir die Globalisierung menschlich gestalten wollen.

CSR – also das verantwortungsvolle Handeln von Unternehmen im Ausland - ist daher für Unternehmen wie für die Außenpolitik wichtig. Denn unternehmerisches Handeln und Außenpolitik agieren dabei zum wechselseitigen Vorteil und zum Vorteil unserer Partnerländer. Diese Interessensidentität möchte ich als Außenpolitiker aufgreifen.

Meine Damen und Herren,

Ich freue mich, dass die Außenpolitik dabei auf die deutschen Unternehmen als Partner zählen kann. Die überwältigende Mehrheit deutscher Unternehmen handelt schon heute hoch verantwortlich – auch dort, wo es – anders als in Deutschland oder Europa – keine obligatorischen staatlichen Vorgaben gibt.

Lassen Sie mich zwei kurze Beispiele nennen:

Die Firma Metro ist in Vietnam sehr engagiert, sie achtet auf die Herkunft und Qualität ihrer Handelsware und steht im Dialog mit ihren Lieferanten und mit Bauern.

Ein anderes Beispiel aus Indien ist die Firma Bosch in Bangalore, wo Arbeitnehmervertreter gut organisiert und repräsentiert sind und die Firma die Anliegen ihrer Beschäftigten sehr ernst nimmt.

Diese Beispiele stehen stellvertretend für unzählige weitere Initiativen anderer deutscher Unternehmen, die sich in der Gesundheitsfürsorge, in der Bildung, im Umweltschutz und anderen wichtigen Bereichen im Ausland über die karitative Nothilfe hinaus nachhaltig engagieren.

Zahlreiche deutsche Unternehmen sind weltweit „Hidden Champions“ des sozialen Engagements – auch dies soll einmal klar gesagt werden. Für diese und vergleichbare herausragende Leistungen möchte ich ausdrücklich danken, auch im Namen von Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Meine Damen und Herren,

Menschen, Märkte und Gesellschaften können über Produkte und Technologien erreicht werden. Aber auch über die Art und Weise, wie unser Land unternehmerisch erfolgreich und gesellschaftlich verantwortungsbewusst handelt, können wir unsere Partner erreichen.

Ich wünsche mir daher, dass die Werte, für die Deutschland steht, von unseren Unternehmen noch stärker ins Ausland getragen werden. Dazu zählen auch beispielsweise Meinungsfreiheit, Arbeitnehmervertretung, Umweltbewusstsein oder eine gute Ausbildung.

Zur öffentlichen Unterstützung dieser Leistungen schafft die Außenpolitik gerne Foren wie kürzlich im November in Form der Konferenz über „CSR in den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen“ in Kanton in China im Rahmen der bilateralen Veranstaltungsreihe „Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung“.

Zahllose deutsche Unternehmen leben schon seit langem die Verknüpfung von wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein, vor. Ihnen möchte ich ans Herz legen, diese ideale Kombination mit in ihr Auslandsengagement zu tragen.

Denn: Was im Inlandsgeschäft kluge Vorsorge für das Kerngeschäft ist, kann im Auslandsgeschäft nicht falsch sein. Dabei wollen wir die Unternehmen mit Hilfe unserer Internetplattform nach Kräften unterstützen.

Meine Damen und Herren,

Außenpolitik und Unternehmen profitieren beide vom Engagement des anderen, wenn dieses jeweils richtig und verantwortungsbewusst angepackt wird!

Ich biete daher - auch im Namen von Außenminister Steinmeier und dem Auswärtigen Amt - künftig an, dass Außenpolitik und Unternehmen eng zusammenarbeiten, um die wirtschaftliche Entwicklung unserer Partnerländer voranzubringen. Unsere gemeinsamen Interessen, die durchaus unterschiedlich motiviert sind, sollten wir dazu nutzen. Daher sollten wir die Kräfte der deutschen Unternehmen im Ausland und unserer Außenpolitik noch stärker bündeln, um eine noch stärkere Akzeptanz der Globalisierung zu erreichen. Nicht zuletzt wird dies auch Ansehen unseres Landes steigern.

Aber dabei wollen wir es keineswegs belassen, sondern gesellschaftliche Verantwortung deutscher Unternehmen im Ausland wo immer möglich fördern. Die im Ausland tätigen Unternehmen können sich sicher sein: das Auswärtige Amt und seine Auslandsvertretungen werden ihr Engagement in diesem Bereich mit Nachdruck unterstützen.

Vielen Dank

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