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Menschenrechtsbeauftragter fordert Freilassung von Razan Zeitouneh und Mitstreitern

09.12.2014 - Pressemitteilung

Erklärung des Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Christoph Strässer, zum Jahrestag der Entführung von Razan Zeitouneh und ihrer Kollegen in Duma, Syrien:

Am 9. Dezember 2013 wurden die syrische Rechtsanwältin und Menschenrechtsverteidigerin Razan Zeitouneh und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter Wael Hamada, Samira Al-Khalil und Nazem Hamadi in Duma, einem Vorort von Damaskus, entführt. Zum Jahrestag der Entführung fehlt von ihnen weiterhin jede Spur.

Trotz eines Aufrufes der Familien der Entführten vom April dieses Jahres haben die Konfliktparteien bislang leider nichts unternommen, um zur Aufklärung des Falls beizutragen. Razan Zeitouneh und ihre Kolleginnen und Kollegen engagieren sich seit vielen Jahren für den Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten in Syrien. Sie symbolisieren den friedlichen Widerstand gegen Unterdrückung und Gewalt und haben in ihrer Arbeit Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen aller Parteien des Syrienkonflikts dokumentiert.

Ich rufe die relevanten Akteure und Konfliktparteien auf, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um die Sicherheit der vier entführten Aktivisten zu gewährleisten und ihre umgehende Freilassung zu ermöglichen.

Hintergrundinformationen:

Die Rechtsanwältin und Menschenrechtsverteidigerin Razan Zaitouneh, ihr Ehemann Wa'el Hamada, die Aktivistin Samira Khalil und der Rechtsanwalt Nazem Hamadi wurden am 9. Dezember 2013 aus dem Büro ihrer Menschenrechtsorganisationen Violations Documentation Center (VDC) und Local Development and Small Projects Support (LDSPS) in Duma, einem Vorort von Damaskus, entführt. Laut VDC stürmte eine unbekannte bewaffnete Gruppe die Büros, konfiszierte Laptops und Dokumente und brachte die vier Aktivisten in ihre Gewalt. Seither gibt es keine Informationen über den Gesundheitszustand oder Aufenthaltsort der Entführten. Keine Gruppe hat die Verantwortung übernommen.

Razan Zeitouneh erhielt in den Monaten vor ihrer Entführung mehrfach Drohungen von lokalen bewaffneten Gruppen. Zeitouneh und ihr Team dokumentierten durch ihre Organisationen VDC sowohl Menschenrechtsverletzungen durch syrisches Militär und Sicherheitsdienste als auch durch bewaffnete Oppositionsgruppen.

Im April 2014 veröffentlichte Zeitounehs Familie eine Stellungnahme, in der sie an Zahran Alloush, den Anführer der damals in Duma dominanten bewaffneten Gruppe (Jaysh al-Islam), appellierte, zur Aufklärung des Schicksals der Entführten beizutragen. Daraufhin unterzeichneten fünfundvierzig Menschenrechtsorganisationen, darunter auch Amnesty International, Human Rights Watch und Reporter ohne Grenzen, einen Aufruf zur Freilassung Razan Zeitounehs.

Bereits vor Beginn des Syrienkonfliktes hat Zeitouneh als Rechtsanwältin in Syrien politisch Verfolgte vertreten. Mit anderen Aktivisten gründete sie im Frühjahr 2011 die Lokalen Koordinierungskomitees in Damaskus. Wa’el Hamada wurde im Mai 2011 vom syrischen Regime inhaftiert. Von da an war Razan Zeitouneh gezwungen, ihre Arbeit „aus dem Untergrund“ fortzuführen. Über Skype-Auftritte und Medienbeiträge blieb sie gleichwohl auch international präsent. Razan Zeitouneh wurde u.a. 2011 vom Europaparlament mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.

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