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„Wir unterstützen zweierlei: den Kampf gegen ISIS - und alle Bemühungen, den Konflikt der Türkei mit den Kurden friedlich zu regeln“

01.08.2015 - Interview

Außenminister Steinmeier im Interview mit der „Bild“ zur aktuellen Situation in der Türkei und in Syrien. Erschienen am 1. August 2015.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Interview mit der „Bild“ zur aktuellen Situation in der Türkei und in Syrien. Erschienen am 1. August 2015.

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Herr Minister, würden Sie derzeit ruhigen Gewissens in der Türkei Urlaub machen?

Ich könnte mir das schon gut vorstellen. Kritisch ist die Sicherheitssituation derzeit in der Grenzregion zu Syrien und dem Irak, nicht in den klassischen Urlaubsregionen der Türkei. Vieler meiner Mitarbeiter und einer meiner Staatssekretäre macht gerade in der Türkei Urlaub. Aufmerksamkeit und einen regelmäßigen Blick auf die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts empfehlen wir aber schon.

Türkische Truppen greifen seit Tagen nicht nur die ISIS-Terroristen, sondern auch Kurden an. Wird da ein neuer Konflikt vom Zaun gebrochen?

Die Lage an der Südost-Grenze der Türkei ist gefährlich genug. Mit „Nachbarn“ wie ISIS, der PKK, dem syrischen Assad-Regime und einem Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Milizen. Natürlich trägt die Türkei Verantwortung dafür, ihre Bürger vor Terror zu schützen. Aber das Letzte, was der ohnehin krisengeschüttelte Nahe Osten braucht, ist jetzt noch eine Ausweitung der militärischen Konfrontation in der Region.

Die Türkei ist Nato-Mitglied. Kann der Konflikt im Osten des Landes dazu führen, dass am Ende die Nato und damit auch Deutschland hineingezogen wird?

Wir unterstützen zweierlei: den Kampf gegen ISIS - und alle Bemühungen, den Konflikt der Türkei mit den Kurden friedlich zu regeln. Ein Bündnisfall zeichnet sich nicht ab.

Manche Beobachter glauben, Erdogan riskiere den Konflikt mit den Kurden nur aus innenpolitischen Gründen - um bei möglichen Neuwahlen als kompromissloser Politiker dazustehen. Was ist da dran?

Niemand darf ein Interesse daran haben, dass die Türkei zurückfällt in frühere Perioden nicht enden wollender Gewalt - nicht die Regierung, aber auch die politischen Repräsentanten der Kurden nicht. Die Türkei muss reagieren, wenn die PKK Attentate auf türkische Sicherheitskräfte verübt. Aber sie sollte die Brücken zu den Kurden nicht einreißen, an denen - von beiden Seiten - mühsam in den letzten Jahren gebaut worden ist. Und sie muss respektieren, dass eine kurdische Partei ins Parlament gewählt worden ist.

Übernahme mit freundlicher Genehmigung der Bild.

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