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Rede von Staatsministerin Maria Böhmer zum Abschluss der 39. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Bonn

07.07.2015 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort --

Sehr geehrter, lieber Herr stellvertretender Generaldirektor Pérez de Armiñán,
sehr geehrter, lieber Herr Direktor Rao,
sehr geehrte Frau Botschafterin Kamboj,
sehr geehrte Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten des Welterbekomitees,
Exzellenzen,
Frau Metze-Mangoldt,
Meine Damen und Herren,

hinter uns liegen zehn arbeitsreiche Tage. Zehn Tage, an denen wir uns dem Schutz und dem Erhalt von Naturerbe und Kulturerbe gewidmet haben. Zehn Tage, an denen wir über Stätten gesprochen haben, die so außergewöhnlich sind, dass wir sie gemeinsam erhalten und schützen müssen. Um dieses Erbe, das wir von unseren Vorfahren erhalten haben, zu bewahren. Um es an die künftigen Generationen weiterzugeben.

Wir haben Zustandsberichte über 141 Stätten beraten. 36 Nominierungen haben wir diskutiert. Dieses Zahlenverhältnis zeigt, dass der Erhalt von Welterbestätten Sinn und Zweck der Welterbekonvention ist. 24 neue Welterbestätten wurden in die Liste des Welterbes aufgenommen, darunter Ephesos in der Türkei, Cape Floral in Südafrika, die historischen Stätten der Baekje Dynastie in Korea. Erstmals sind Jamaika und Singapur auf der Liste. Und ich freue mich ganz besonders, dass Deutschland das Weltkulturerbe mit einer weiteren Stätte bereichern kann, der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel mit Chilehaus in Hamburg.

Warum ist unsere Arbeit so wichtig? Weil Kultur und Natur uns Menschen so sehr prägen. Weil sie unser Leben bereichern. Weil Kultur und Natur uns helfen, uns in der Welt zu verorten. Weil sie uns Kraft geben. Weil sie Quelle unserer Kreativität sind. Weil sie uns inspirieren. Uns zusammenbringen. Sie sind unsere Zukunft. Denn Zukunft braucht Herkunft Weil wir unsere Zukunft nicht gestalten können, ohne unsere Vergangenheit zu verstehen.

Meine Damen und Herren,

ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engagement. Wir haben Sternstunden erlebt und Triumphe der Diplomatie gefeiert. Wir waren Zeuge von zukunftsweisenden Entscheidungen, die die Kraft der Welterbekonvention gezeigt haben. Denken Sie an die Bonner Deklaration, die wir im Konsens verbschiedet haben. An das Great Barrier Reef in Australien. Denken Sie an die Meiji Sites in Japan. An den Los Katios National Park in Kolumbien. Und an die Global Coalition Unite for Heritage, die die Generaldirektorin auf den Weg gebracht hat.

Wir haben erlebt, dass die UNESCO das Gemeinsame in den Vordergrund stellen kann, nicht das Trennende. Dass sie Brücken bauen kann in schwierigen Situationen. Dass sie ein Ort sein kann für gegenseitigen Respekt, für gegenseitiges Vertrauen, für Freundschaft über alle Grenzen hinweg.

Die UNESCO darf nicht missbraucht werden. Sie ist kein Ort, an dem politische Konflikte ausgetragen werden sollten. Die UNESCO steht für Wertschätzung und Respekt für andere. Für Verantwortung als Weltenbürger. Und für kulturelle Erziehung.

Auch 70 Jahre nach Gründung der Vereinten Nationen und der UNESCO ist dieser Auftrag höchst aktuell. Die Welt ist heute anders, als sie damals war. An einigen Orten besser, an anderen Orten unruhiger. Die Menschheit ist leider auch heute noch nicht von der Geißel des Krieges, der Krisen und der Konflikte befreit. Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten: Die Liste der gefährdeten Welterbestätten wird immer länger.

Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken, um diesen Trend umzukehren. Wir müssen die Kraft nutzen, die der Natur und Kultur inne wohnt. Der Einsatz für den Schutz und Erhalt von Kultur und Natur loht immer. Je größer die Gefahren, desto größer müssen unsere Anstrengungen sein, um diesen Gefahren zu begegnen.

Ich danke Ihnen für die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir haben gemeinsam wichtige Erfolge gefeiert:

Das UNESCO-Welterbekomitee hat mit der „Bonner Deklaration“ deutlich gemacht, dass gezielte Zerstörungen von Kulturerbe Kriegsverbrechen sind und strafrechtlich verfolgt werden müssen. Wir haben den illegalen Handel mit Kulturgütern geächtet, weil er zur Finanzierung des internationalen Terrorismus beiträgt. Wir haben Staaten, die von Kriegen, Krisen und Konflikten betroffen sind und von Naturkatastrophen heimgesucht werden, unsere Unterstützung zugesagt. Das sind konkrete Maßnahmen, die zeigen, dass das Komitee seine Aufgabe ernst nimmt. Das sind wir den Menschen schuldig.

Wir haben deutlich gemacht, dass der Erfolg der Welterbekonvention von der Stärke der Zivilgesellschaft abhängt. Wir haben vielen Nichtregierungsorganisationen eine Plattform gegeben. Wir haben sie gehört. Und wir haben großen Respekt gezeigt für das Engagement von Hundertausenden von Menschen, die sich für den Schutz und Erhalt von Welterbe stark machen. Ich sehe noch den Maurer aus Mali vor mir. Ich durfte ihm den Friedenspreis der UNESCO überreichen. Er war so stolz, dass sein Beitrag zum Wiederaufbau der Mausoleen von Timbuktu solch internationale Aufmerksamkeit hatte. Der Geist der Welterbekonvention ist nur dann lebendig, wenn Menschen bereit sind, ihre Ideen mit Leben zu erfüllen.

Wir haben wichtige Strukturreformen auf den Weg gebraucht. Die beiden Arbeitsgruppen zu den Operational Guidelines und Budget waren ein voller Erfolg. Alle Empfehlungen der vor einem Jahr eingesetzten, mit der Überprüfung der Arbeitsmethoden und Entscheidungsprozesse des UNESCO-Welterbekomitees und seiner Beratungsorganisationen beauftragten Ad-Hoc Arbeitsgruppe, zu Transparenz, Dialog und Sachorientierung wurden in den Operational Guidelines verankert und sind ab jetzt verbindlich. Bei den Finanzen steht von nun an die Erhaltung klar im Vordergrund. Wir haben damit eine nachhaltige und zukunftsorientierte Basis für die Arbeit des UNESCO-Welterbekomitees geschaffen. Ich hoffe, unsere Arbeit zeigt bald konkrete Ergebnisse.

Ich danke Ihnen allen für ihr aktives Eintreten für die Ziele der UNESCO-Konvention zum Schutz und Erhalt des Welterbes. Ohne Ihren „Bonn-Spirit“ hätten wir diese hervorragenden Ergebnisse nicht erreichen können. Ich danke meiner Vertreterin, Botschafterin von Indien Ruchira Kambodj. Ich danke der UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova , dem Stellvertretenden Generaldirektor der UNESCO für Kultur Alfredo Pérez de Armiñán, dem Direktor des UNESCO-Welterbezentrums Kishore Rao, seiner Stellvertreterin Mechthild Rössler und dem gesamten Team des Sekretariats, sowie den Beratungsorganisationen IUCN, ICOMOS und ICCROM. Ich danke auch allen Dolmetschern, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen UNESCO Kommission, und last but not least meinem Team im Auswärtigen Amt.

Zum Schluss wünsche ich der Türkei, die das UNESCO-Welterbekomitee zu seiner 40. Sitzung nach Istanbul eingeladen hat, Glück und Erfolg. Ich bin überzeugt, dass wir hier in Bonn gute Voraussetzungen geschaffen haben. Nehmen Sie den „Bonn-Spirit“ vom Rhein mit an den Bosporus.

Vielen Dank!

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