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„Angst hilft nicht weiter“

15.09.2017 - Interview

Außenminister Sigmar Gabriel im Interview mit den Osthessen-News (15.09.2017)

Außenminister Sigmar Gabriel im Interview mit den Osthessen-News (15.09.2017)

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Deutschland geht es vergleichsweise gut, doch in der Welt herrschen viele Krisen. Die Menschen - auch in Deutschland - haben Angst vor Kriegen und Terror. Wie beurteilt der Außenminister Sigmar Gabriel die aktuelle Situation?

Man hat selten eine Zeit erlebt, die so unübersichtlich und so krisengeschüttelt war wie unsere. Ich kann die Angst vieler Menschen nachvollziehen, wenn sie die Bilder aus Nordkorea, Irak, Syrien oder von den Terroranschlägen in Barcelona sehen. Wir leben in Deutschland nicht auf einer Insel der Glückseligkeit, abgeschottet von den Problemen dieser Welt. Aber Angst hilft nicht weiter. Wir haben in Europa gemeinsam viel erreicht. Wir haben diesen Kontinent nach zwei verheerenden Weltkriegen wieder zusammengeführt, zu Wohlstand und zu Frieden gebracht. Wir können auch heute noch eine Stimme der Vernunft in der Welt sein.

Sie werben für Abrüstung. Kann man mit den Erdogans, Kims oder Trumps dieser Welt überhaupt noch reden?

Man muss mit ihnen reden, ja. Aber auf das „wie“ kommt es an. Ich will Ihnen mal ein Beispiel geben: Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, 1986, haben sich Gorbatschow und Reagan in Reykjavik getroffen und darüber gesprochen wie Russland und die USA ihre Waffenarsenale abbauen können. Das Ergebnis war ein Verbot von atomaren Mittelstreckenraketen - mitten in der Hochphase des Wettrüstens. Dieses Abkommen sorgt noch heute für unsere Sicherheit. Auch das Iran-Abkommen hätte es nie gegeben, wenn nicht jemand gesagt hätte: Lasst uns reden, auch wenn es schwierig wird.

Wirtschaft oder Außenpolitik – Welche persönliche Bilanz ziehen Sie aus der vergangenen Wahlperiode?

Es gibt doch diesen Satz: „Niemand kann ein großer Ökonom sein, der nur Ökonom ist“. So ist es auch in der Politik. Man kann Wirtschaftspolitik nicht ohne die internationale Perspektive machen und man kann keine Außenpolitik ohne Wirtschaft machen. Deswegen bin ich froh, dass ich beides gemacht habe. Im Übrigen ist unsere Wirtschaftskraft ja einer der wichtigsten Gründe, weshalb wir international so akzeptiert und ein gesuchter Gesprächspartner sind.

Mit welchem Gefühl blicken Sie in die Zukunft?

Ich bin Berufsoptimist, nicht nur im Wahlkampf.

Interview: Hans-Hubertus Braune

www.osthessen-news.de

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