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Eröffnungsansprache von Staatsminister Günter Gloser anlässlich der Verleihung des Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma an Wladyslaw Bartoszewski

18.12.2008 - Rede

Sehr geehrter Herr Professor Bartoszewski,
Sehr geehrter Herr Rose,
Sehr geehrter Herr Kovács,
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
Exzellenzen,
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste!

Herzlich willkommen im Auswärtigen Amt. Ich freue mich, dass wir Gastgeber sein dürfen bei der ersten Verleihung des Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma.

Ich freue mich besonders, den Preisträger zu begrüßen, Herrn Professor Wladyslaw Bartoszewski, und zu dieser Auszeichnung zu beglückwünschen.

Ihr Name steht wie kein zweiter in jüngster Zeit für die weitere Annäherung von Polen und Deutschen. Sie sind ein engagierter Verfechter der europäischen Bürgerrechte in einem vereinten Europa und waren eine Schlüsselfigur für die demokratische Transformation Polens, aber auch ganz Mittel- und Osteuropas.

Die Sinti und Roma ehren mit Ihnen als dem ersten Preisträger eine Persönlichkeit, die sich um Bürgerrechte und Demokratie in Europa verdient gemacht hat.

Es ist eine Minderheit, die heute diesen Preis verleiht. Sie hat diesen Preis geschaffen im Bewusstsein ihrer spezifischen Erfahrung als Minderheit, die in der Vergangenheit von Verfolgung und Vernichtung bedroht war und deren Diskriminierung auch im Europa von heute noch immer nicht vollständig überwunden ist.

Viel zu lange hat es gedauert, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass auch Sinti und Roma Opfer eines Völkermordes wurden, der vom NS-Staat systematisch ins Werk gesetzt worden war und ihre vollständige Vernichtung zum Ziel hatte.

Die Bundesregierung erkennt die historische Verantwortung für den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma uneingeschränkt an.

Die historische und moralische Verantwortung verpflichtet uns, alle Formen von Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung entschieden zu bekämpfen.

Die Bundesregierung hat bereits vor Jahren damit begonnen, ein ganzes Paket von Maßnahmen auf den Weg zu bringen, das das harmonische Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheitsgesellschaft fördert und den kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Gruppen Rechnung trägt.

Und unter Förderung verstehen wir die Umsetzung konkreter Maßnahmen: So hat die Bundesrepublik Deutschland u.a. mit der Anerkennung der Sprache „Romanes“ als offizielle Minderheitensprache bildungs- und kulturpolitisch neue Wege beschritten.

In Zusammenarbeit mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die gezielt auch Stipendien an Sinti und Roma vergibt, wollen wir noch mehr junge Menschen ermutigen, sich zur gesellschaftlichen Vertretung ihrer Interessen zu befähigen und aktiver Part in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft, wie es die bundesdeutsche und europäische ist, zu sein.

Mit der Unterzeichnung des Europäischen Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten bekennt sich die Bundesrepublik Deutschland zu ihrer Verpflichtung, mit der Vertiefung der europäischen Integration die Minderheiten besonders zu schützen und zu fördern.

Eine verbesserte gesellschaftliche Teilhabe von Sinti und Roma bedeutet nicht nur eine Stärkung ihrer eigenen Bürgerrechte. Zugleich bedeutet sie den Abbau von Vorbehalten und die Schaffung von mehr bürgerrechtlichem Bewusstsein in der Gesamtgesellschaft.

Sehr geehrter Herr Prof. Bartoszewski,

Ihr beständiges Wirken in Politik und Wissenschaft für die Rechte von Minderheiten hat Ausschlaggebendes bewirkt für das Fortkommen der Gesellschaft in Europa.

Die Regierungen Europas stehen zu einer modernen Gesellschaft, die ihre Vielfalt bejaht – frei von Diskriminierung und Ausgrenzung.

Vielen Dank!

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