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Hilfe für Nigeria und seine Nachbarn

24.02.2017 - Interview

Gemeinsamer Beitrag der Außenminister Gabriel, Brende (Norwegen) und Onyeama (Nigeria) sowie des UN-Nothilfekoordinators O'Brien anlässlich der Tschadsee-Konferenz in Oslo. Erschienen am 24.02.2017 in der Frankfurter Rundschau.

Gemeinsamer Beitrag der Außenminister Gabriel, Brende (Norwegen) und Onyeama (Nigeria) sowie des UN-Nothilfekoordinators O'Brien anlässlich der Tschadsee-Konferenz in Oslo. Erschienen am 24.02.2017 in der Frankfurter Rundschau.

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Im Nordosten Nigerias und in den daran angrenzenden Regionen von Niger, Tschad und Kamerun entwickelt sich eine der größten humanitären Krisen der Gegenwart. Durch die seit Jahren wütende, brutale Gewalt von Boko Haram wird die Bevölkerung terrorisiert, werden Millionen von Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und wird die lokale Wirtschaft schwer geschädigt. Die humanitären Hilfsorganisationen bekommen nach und nach mehr Zugang zu den betroffenen Gebieten. Dabei zeigt sich das volle Ausmaß des Leides der Menschen: Allein in Nigeria sind 26 Millionen Menschen von der Krise betroffen. 11 Millionen Menschen in der Region sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, wobei mehr als 7 Millionen von ihnen dringend Nahrungsmittelhilfe benötigen. Hinter diesen Zahlen stehen Millionen von Einzelschicksalen. Frauen, Männer, Mädchen und Jungen, jung und alt brauchen unsere Hilfe, um zu überleben. Die Vereinten Nationen schätzen, dass allein 2017 über 1,5 Milliarden US-Dollar notwendig sein werden, um die am stärksten gefährdeten Menschen in dieser Region zu unterstützen.

Deshalb haben Norwegen, Deutschland, Nigeria, und die Vereinten Nationen Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft heute nach Oslo zur „Konferenz für Humanitäre Hilfe für Nigeria und die Tschadseeregion“ eingeladen. Wir wollen Hilfsgelder einwerben und den betroffenen Menschen unsere Unterstützung zusagen. Gemeinsam wollen wir das Bewusstsein für diese humanitäre Krise schärfen und zu Sofortmaßnahmen aufrufen. Wir wollen den Bedürftigen Nahrungsmittel zur Verfügung stellen. Wir wollen, dass Millionen von Kindern und Jugendlichen, die keinen Zugang zu Bildung haben, wieder zu ihrem normalem Schulalltag zurückkehren können. Wir müssen unsere Anstrengungen für die schutzbedürftigsten Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, verstärken. Dafür braucht es den ungehinderten Zugang humanitärer Hilfsorganisationen, damit Hilfe wirklich dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird. Wir wissen aber auch: Neben der Bereitstellung von humanitärer Soforthilfe ist es wichtig, die grundlegenden Ursachen zu bekämpfen, um den Teufelskreis von Terror, Instabilität, Vertreibung, Armut und Entwicklungsdefiziten zu durchbrechen. Deshalb sind wir verstärkt in den Bereichen Konfliktverhütung und Stabilisierung aktiv. Damit schaffen wir auch die Grundlagen für politische Lösungen. Ohne Stabilität und Entwicklung wird das Leiden der Menschen kein Ende haben.

Im Frühjahr 2016 sind alle humanitären Akteure beim Humanitären Weltgipfel in Istanbul mit betroffenen Regierungen, der Zivilgesellschaft, Vertretern der Entwicklungshilfe, Gebern und dem Privatsektor zusammengekommen. Sie haben sich zu einem „Paradigmenwechsel“ für die Art und Weise verpflichtet, wie Menschen in Not geholfen wird. Dazu zählt auch Hilfe mit dem langfristigen Ziel zunehmender Eigenständigkeit. Viele Geber und humanitäre Organisationen haben außerdem den „Grand Bargain“, eine Reform mit konkreten Verpflichtungen in Kernbereichen der humanitären Hilfe unterzeichnet, um das gesamte humanitäre Systems effizienter zu gestalten. Auf diesen Geist wollen wir auf der Tschadsee-Konferenz in Oslo aufbauen: Wir wollen lokale Akteure und die Eigenverantwortung der Regierungen in der Wiederaufbauphase stärken.

Diese wichtige Konferenz legt den Schwerpunkt auf die Tschadseeregion. Aber wir wissen um die gravierenden humanitären Krisen in anderen Teilen Afrikas. Als Folge bewaffneter Konflikte und schwerer Dürre steigt die Zahl Vertriebener in anderen Regionen Afrikas weiter an. Gemeinsam wollen wir unsere Anstrengungen steigern, damit diese Spirale ein Ende hat. Mit der Konferenz von Oslo verbindet sich für uns die Hoffnung, dass es gelingen kann, Millionen von Menschen in Not im Nordosten Nigerias und der Tschadseeregion zu unterstützen und so Leben zu retten. Wir dürfen diese Hoffnung nicht enttäuschen!

Børge Brende, Außenminister, Norwegen

Sigmar Gabriel, Bundesaußenminister

Geoffrey Onyeama, Außenminister, Nigeria

Stephen O’Brien, Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen

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