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Veranstaltung im Auswärtigen Amt zum Weltklimagipfel COP20 in Lima

13.11.2014 - Pressemitteilung

-- Gemeinsame Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des Deutschen Klima-Konsortiums --

Veranstaltung in Berlin informiert über den bevorstehenden Weltklimagipfel vom 1. bis 12. Dezember in Lima

Über die politischen Herausforderungen der kommenden UN-Klimakonferenz und den Stand der Klimawissenschaft informierten Experten heute im Auswärtigen Amt bei der Veranstaltung „Accelerating towards the 2015 deal – Auf dem Weg zu einem neuen Klimavertrag“. Rund 180 Gäste ausländischer Botschaften sowie Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft folgten der Einladung des Auswärtigen Amtes, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie des Wissenschaftsverbands Deutsches Klima-Konsortium. Die Veranstalter unterstützen damit die Vernetzung wesentlicher Akteure in In- und Ausland, um Klimaschutz wirksam auf verschiedenen Ebenen zu verankern.

Nur durch verstärktes gemeinsames Engagement der geladenen Akteure ist aus Sicht der Organisatoren der Aufbau des notwendigen politischen Momentums für ein Klimaschutzabkommen 2015 möglich.

Vier Experten informierten über die verschiedenen Aspekte der Verhandlungen und des Klimawandels:

- Dr. Karsten Sach, Unterabteilungsleiter im Bundesumweltministerium und Kenner der Klimaverhandlungen seit vielen Jahren

- Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

- Dr. Maggie Opondo vom Institute for Climate Change and Adaptation an der Universität von Nairobi

- Prof. Dr. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die wichtigsten Botschaften der vier Experten zu den verschiedenen Aspekten:

Dr. Karsten Sach, Unterabteilungsleiter im Bundesumweltministerium, zu den Verhandlungszielen:

„Die UN-Klimakonferenz in Lima ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum neuen Weltklimavertrag in Paris“ erklärte Dr. Karsten Sach, Unterabteilungsleiter im Bundesumweltministerium und langjähriger Verhandlungsführer in den internationalen Klimaverhandlungen. „In Lima werden insbesondere vier Dinge passieren: Erstens werden wesentliche Elemente eines Verhandlungstextes festgehalten, die dann bis Paris zu einem Vertragstext weiterentwickelt werden. Zweitens wird festgelegt, welche Informationen die Staaten im ersten Quartal 2015 gemeinsam mit ihren geplanten Minderungsbeiträgen vorlegen, damit diese verständlich und vergleichbar sind. Drittens wird vereinbart, wie wir Staaten bis zum Inkrafttreten des neuen Abkommens 2020 gemeinsam noch mehr für den Klimaschutz tun können. Und viertens wird Bilanz gezogen, wie weit die Staaten mit der Umsetzung früherer Entscheidungen insbesondere zur Klimafinanzierung gekommen sind.“

Hintergrund:

Bei der Klimakonferenz in Paris, Ende 2015, soll ein verbindliches Klimaschutzabkommen mit Minderungsverpflichtungen für alle Staaten vereinbart werden, das 2020 in Kraft tritt. Das Kyoto-Protokoll, dessen zweite Verpflichtungsperiode 2020 endet, kennt nur Verpflichtungen für Industriestaaten, nicht aber für Schwellenländer.

Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel:

„Der Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre ist einmalig in der Geschichte der Menschheit. Hauptursache ist zu 90 Prozent die Verbrennung der fossilen Brennstoffe zur Energiegewinnung“, fasste Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel den Stand der internationalen Klimaforschung zusammen. „Damit erhöht sich die Temperatur der Erde allmählich, das Eis der Arktis schmilzt, die Eispanzer Grönlands und der Antarktis schrumpfen, die Meeresspiegel steigen und die Ozeane versauern.“

Latif warnte: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist bis Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung um vier Grad zu erwarten – mit unabsehbaren Folgen für Klima und Ökosysteme.“ Trotzdem werde der Klimawandel als Risiko unterschätzt. Der Grund: „Klimarisiken sind schleichender Natur. Unsere Wahrnehmung ist aber auf plötzliche Veränderungen und Ereignisse ausgerichtet“, sagte Latif. „Außerdem hat die Wissenschaft trotz der großen Fortschritte in den letzten Jahren noch kein ausreichendes Verständnis des Erdsystems, um alle Auswirkungen des Klimawandels sicher vorhersagen zu können. Ein Beispiel: Kein Wissenschaftler hatte das Ozonloch über der Antarktis vorhergesehen, obwohl die ozonschädliche Wirkung der Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) schon lange bekannt war.“

Dr. Maggie Opondo, Institut für Klimawandel und Anpassung, Universität von Nairobi:

Über die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika berichtete die IPCC Autorin Dr. Maggie Opondo: „Laut jüngstem IPPC-Bericht sind einzigartige Naturräume selbst durch eine Erwärmung von ein bis zwei Grad in Gefahr“, sagte sie. Vor allem in Gebieten mit langen Trockenzeiten bedrohe der Klimawandel die Nahrungsmittelproduktion. „Der Klimawandel kann bestehende Bedrohungen der menschlichen Sicherheit verschärfen und ist damit eine Herausforderung für die Entwicklung in Afrika.“

Opondo betonte die zentrale Bedeutung von Energie im Entwicklungsprozess. Eine Transformation des Energiesektors hin zu erneuerbaren Ressourcen sei aber nicht das Allheilmittel für Entwicklung.

„Nachhaltige, kohlenstoffarme Entwicklungspfade werden die Armut nur dann reduzieren, wenn gleichzeitig strukturelle Ungleichheiten zwischen Arm und Reich beseitigt werden“, sagte sie.

Trotzdem: „Eine effektive Anpassung an den Klimawandel, die die Menschen mitnimmt, kann helfen, Afrika zu einem reicheren, widerstandsfähigeren Kontinent zu machen“, so die kenianische Wissenschaftlerin.

„Pilotprojekte von kleinen Gemeinschaften zeigen der Politik in einem Prozess von unten nach oben, wie es gehen könnte.“ Es gebe bereits Fortschritte, die Nahrungsmittelproduktion gegen den aktuellen Einfluss des Klimawandels abzusichern. „Das wird aber nicht für die langfristig erwartbaren Folgen des Klimawandels ausreichen“, warnte Opondo.

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:

„Trotz der weltweiten Finanzkrise und trotz weltweiter Klimaschutzmaßnahmen stiegen die Emissionen zwischen 2000 und 2010 schneller als in jedem der drei zurückliegenden Jahrzehnte“, erinnerte IPCCLeitautor Prof. Dr. Ottmar Edenhofer. Inzwischen seien viele Pfade zur substanziellen Emissionsreduktionen verfügbar. „Den Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf zwei Grad zu begrenzen erfordert einen tiefgreifenden institutionellen und technologischen Wandel. Die Treibhausgas-Emissionen müssten dazu bis Mitte des Jahrhunderts um 40 bis 70 Prozent im Vergleich zu 2010 und bis Ende des Jahrhunderts gegen Null oder sogar darunter sinken“, fasste Edenhofer zusammen und wies darauf hin, dass dies und auch weniger ehrgeizige Temperatur-Ziele eine Transformation des Energiesystems erforderten.

„Um innerhalb des Zwei-Grad-Ziels zu bleiben, sind Änderungen in der Investitionsstrategie nötig“, sagte Edenhofer. „Ehrgeiziger Klimaschutz würde das Wirtschaftswachstum weltweit um 0,06 Prozent pro Jahr reduzieren, was sich in einer Verzögerung des Wachstums ausdrückt“, so der Ökonom. Die wirtschaftlichen Vorteile eines verminderten Klimawandels seien hier nicht eingerechnet. „Die Risiken des Klimaschutzes sind beherrschbar, die Risiken eines ungebremsten Klimawandels sind es nicht“, resümierte Edenhofer.

Zentrale Aufgabe des Klimaschutzes sei, den Ausstoß von Treibhausgasen vom Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum zu entkoppeln. Grundsätzlich sei der Klimawandel ein Allmende-Problem. Als Gemeineigentum werde die Atmosphäre zur Deponierung von Treibhausgasen übernutzt. „Internationale Zusammenarbeit und ein weltweit gültiger Preis auf Emissionen sind der Schlüssel, dies zu beenden“, sagte Edenhofer mit Blick auf die Rolle des Auswärtigen Amtes und die kommenden Stationen zum neuen Weltklimavertrag.

Die Dokumentation der Veranstaltung (Filme, Dokumente) steht für Sie ab circa 16 Uhr auf der Webseite des Deutschen Klima-Konsortiums zur Verfügung.

www.klima-konsortium.de

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