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Grußwort von Außenminister Sigmar Gabriel bei der Eröffnung des „Berlin Energy Transition Dialogue“ im Auswärtigen Amt

20.03.2017 - Rede

Liebe Frau Kollegin Zypries,
sehr geehrter Herr Birol,
sehr geehrter Herr Amin,
sehr geehrter Herr Piccard,
meine Damen und Herren,

herzlich willkommen hier im Auswärtigen Amt, herzlich willkommen zum 3. Berlin Energy Transition Dialogue! Es ist schon so etwas wie eine jährliche Tradition geworden.

Aus über 90 Ländern sind Sie angereist. Noch nie waren so viele und so viel hochrangige Minister bei dieser Konferenz zu Gast. Haben Sie herzlichen Dank dafür. Wir fühlen uns sehr geehrt.

Man spürt es förmlich, nicht nur hier im Saal, auch wenn man in andere Länder der Welt kommt und über die wirtschaftliche Entwicklung und Energieversorgung spricht, dass viel in Bewegung geraten ist.

Was wir sehen ist eine globale Wende. Derzeit wird weltweit mehr in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investiert als in konventionelle Energieträger! Das war in der Vergangenheit fast immer anders. Und was dabei besonders ins Auge sticht: Es sind nicht mehr die Industrieländer, die im Moment am schnellsten den Aufbau erneuerbarer Energien vorantreiben, sondern es sind Entwicklungs-und Schwellenländern, die am Beginn ihrer Industrialisierung stehen.

Das, was einmal wie eine Rand-Idee in den entwickelten Ländern zum Teil auch ein bisschen belächelt wurde, ist längst zum globalen Zukunftstrend geworden.

Und diese Entwicklung führt nicht nur dazu dass wir umweltschonender und klimaschonender Energie produzieren, sondern wir können dies dezentral, wir können oftmals auf teure Netze verzichten, aber vor allem schafft es neue Wertschöpfung, neue Arbeitsplätze. Alleine in diesem Land sind weit über 300 000 neue Beschäftigungsplätze entstanden in einer völlig neuen Industrie.

Wir zeigen so: Umweltschutz, Ressourcenschonung, Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille.

Diese Entwicklung hat spürbar positive Auswirkungen, nicht nur auf die Energiebilanz, sondern auf die ganze Volkswirtschaft.

Aber nicht nur das. Denn heute stehe ich hier eben nicht als Umwelt – oder Energieminister vor Ihnen, wie in den letzten Konferenzen. Sondern als Außenminister. Und auch für die Außenpolitik ist klar:

Die Versorgung mit nachhaltiger Energie ist längst auch zu einer Sicherheitsfrage geworden, sie ist auch oft zu einer Gerechtigkeitsfrage geworden. Es ist eine Frage, die entscheidenden Einfluss hat auf Frieden und Stabilität in unserer Welt.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Wir sehen, wie Staaten, die zu abhängig von Rohstoffimporten sind, unter Druck geraten, wenn Lieferwege durch Konflikte, Krieg und Bürgerkriege instabil und unsicher werden.

Wir sehen auch, wie die Rohstoffversorgung selbst zum Gegenstand von Konflikten werden kann.

Und wir sehen, wie die Folgen des Klimawandels Krisen und Konflikte verschärfen können. Etwa, wenn in ohnehin schwierigen Regionen der Welt der Zugang zu Nahrungsmitteln wegen fehlendem Wasser schlechter wird, wenn Auseinandersetzungen stattfinden um den Teil der Region, in dem überhaupt noch ein Überleben möglich ist.

Und schließlich sehen wir, dass die Energieversorgung, auch gerade für Menschen in Entwicklungsländern eine ganz entscheidende Voraussetzung für ihren wirtschaftlichen Aufholprozess ist und damit letztendlich auch eine Frage von Gerechtigkeit in unserer Welt.

Deshalb: Wir brauchen die globale Energiewende nicht nur mit Blick auf Umwelt, Klima und Energiesicherheit. Wir brauchen die globale Energiewende, weil sie die Welt sicherer und gerechter machen kann!

Es ist ein großer Erfolg, dass wir dies als Weltgemeinschaft erkannt und festgeschrieben haben: Indem wir eine global nachhaltige Energieversorgung in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen aufgenommen haben. Und indem wir uns auf das Pariser Klimaabkommen geeinigt haben.

Jetzt aber geht es um die Umsetzung! Dazu stehen wir. Und dafür für wollen wir – in Deutschland - auch unsere G20-Präsidentschaft in diesem Jahr nutzen. Unser Ziel ist es, eine gemeinsame Position aller G20-Staaten zu erreichen, um zu einer langfristigen Dekarbonisierung des Energiesektors zu kommen. Dafür müssen wir Subventionen für fossile Energien abbauen. Und wir müssen Investitionen in Erneuerbare Energien lenken. Und übrigens: auch die fossilen Energiequellen haben natürlich in der Zukunft eine Bedeutung, zum Beispiel als Rohstoffbasis für weite Teile unserer Industrie.

Meine Damen und Herren,

die internationale Energiewende ist voll im Gange. Wir sind am Beginn einer neuen Ära. Das heißt für uns als Außenpolitiker und als Energiepolitiker, dass wir gemeinsame Rahmenbedingungen schaffen müssen, um die Ziele von Paris und New York zu erreichen.

Dazu gehört auch eine wirkungsvolle internationale institutionelle Einbettung der Energiewende. Gute, verlässliche Beispiele sind IRENA und IEA - deren Leiter Adnan Amin und Fatih Birol ich hier ganz herzlich willkommen heißen möchte.

Die Politik kann diese epochale Aufgabe jedoch nicht alleine stemmen. Vielmehr brauchen wir starke und verlässliche Dialogformen zwischen Regierungen, Investoren, Energiewirtschaft und Zivilgesellschaft. Dazu sind wir heute hier.

Wir wollen die globale Energiewende gemeinsam gestalten. Wir wollen eine sichere, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung weltweit.

Damit wir wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand und Gerechtigkeit voranbekommen. Für heute und für die kommenden Generationen.

Herzlichen Dank!

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