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Rede von Staatsministerin Cornelia Pieper zur Ausstellungseröffnung „Welterbe in Deutschland – Perspektivenwechsel“ im Lichthof des Auswärtigen Amtes

27.02.2012 - Rede

-- es gilt das gesprochene Wort!--

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Ausstellung widmet sich der Welterbekonvention aus Anlass ihres 40. Jahrestages. Es ist das Programm der UNESCO, das bei uns und weltweit höchste Aufmerksamkeit genießt und den Auftrag der UNESCO mit der Welterbeliste auf eine sehr schöne Weise sichtbar macht. Die von der UNESCO geführte Liste des Welterbes umfasst neben 36 Stätten in Deutschland noch weitere 900 Stätten in insgesamt 153 Ländern. 188 Staaten haben die Konvention inzwischen unterzeichnet, kein anderes Übereinkommen hat eine solch hohe Ratifizierungsrate und einen solch hohen Bekanntheitsgrad.

Die Welterbeliste verbindet Kultur- und Naturschutz, basiert auf dem Gleichheitsgrundsatz aller Kulturen und erklärt die herausragenden Stätten der Erde unabhängig von Staatsgrenzen zum Erbe der gesamten Menschheit und der künftigen Generationen.

Die Welterbekonvention von 1972 ist zum Forum der Weltgemeinschaft für das gemeinsame kulturelle und natürliche Erbe geworden und hat sich als Plattform für dessen Schutz bewährt. Mit der Welterbeliste wurde ein Instrument geschaffen, das sicherlich maßgeblich zur öffentlichen Wirksamkeit und zum weltweiten Erfolg der Welterbekonvention beigetragen hat. Schutz, Erhalt und Pflege werden mit der Welterbekonvention nicht restriktiv eingefordert, sondern geadelt und weltweit sichtbar gemacht; der Welterbetitel entwickelte sich so auch zu einer Marke mit hoher touristischer Attraktivität.

Mit 36 Welterbestätten gehört Deutschland quantitativ zu den „Top Ten“ der Welterbeliste. Das Interesse an Welterbestätten selbst und auch das Interesse, Welterbestätten zu nominieren, ist ungebrochen. Meine Heimat, Sachsen-Anhalt, verfügt mit der Altstadt von Quedlinburg, den Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg, dem Desau-Wörlitzer Gartenreich und den Bauhausstätten in Dessau nicht nur unter den Bundesländern über die größte Anzahl von Welterbestätten, sondern sie beherbergt im Quedlinburger Palais Saalfeld auch die Geschäftsstelle des Vereins deutscher Welterbestätten. So, meine Damen und Herren, weiß ich aus eigener Erfahrung: Welterbestätte sind nicht bloß Baudenkmäler – sondern sie stiften auch Identität für die Menschen!

Welterbestätten sind nicht in erster Linie nur touristische Ziele, auch wenn das weltweit bekannte Label den Tourismus fördert. In der Perspektive von Bildung als integralem Bestandteil nachhaltiger Entwicklung müssen Welterbestätten noch viel stärker auch als Lernorte genutzt werden. Ein didaktisches Programm dazu ist mit dem Projekt „Welterbe im Koffer“ der Universität Paderborn entwickelt worden. Als dreidimensionale Ausstellungsstücke veranschaulichen sie, welche Möglichkeiten der museumspädagogischen Bildungsarbeit sich in und mit Welterbestätten bieten.

Gleichzeitig wird auch deutlich, dass die Aufgabenbereiche der UNESCO generell und insbesondere auch die Welterbekonvention Eingang in die universitäre Ausbildung in Deutschland gefunden haben. Die UNESCO Lehrstühle an verschiedenen deutschen Hochschulen belegen das besonders eindrucksvoll, aber auch das Lehrangebot selbst: Neben dem hier vorgestellten Projekt der Universität Paderborn sei insbesondere auch der Studiengang World Heritage Studies der Universität Cottbus genannt, die international ein gefragter und anerkannter Ausbildungsort für die Tätigkeit in Welterbestätten ist. Welterbe bietet also Perspektiven für Forschung, Lehre und Praxis.

Eine besondere Perspektive auf Welterbestätten bieten schließlich auch die Satellitenaufnahmen des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt. Sie faszinieren wie Kunstwerke, sind aber gleichzeitig wichtige Hilfsmittel beispielsweise für das Monitoring von Welterbestätten. Mit ihrer Hilfe können Veränderungen und Entwicklungen früh erkannt und langfristig beobachtet werden. Die Satellitenüberwachung ist ein gutes Instrument für das Monitoring. Deutschland trägt damit dazu bei, dass Welterbestätten eine Perspektive haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren 2012 ist für Deutschland als Vertragsstaat der Welterbekonvention ein besonderes Jahr. Nach 14-jähriger Abwesenheit sind wir vergangenen Jahr in der UNESCO Generalkonferenz mit absoluter Mehrheit in Paris im ersten Wahlgang ins Welterbekomitee wiedergewählt worden. Das große Vertrauen, das uns entgegengebracht wird zeigt: Unser Engagement und unser aktiver Einsatz haben sich gelohnt. Und wie ich es bereits in Paris anlässlich unserer Wahl auch zum Ausdruck gebracht habe: Ich persönlich werde mich gemeinsam mit Bundesaußenminister Westerwelle ganz persönlich dafür einsetzen unsere Mitarbeit im Welterbekomitee zum Erfolg zu führen.

Die Mitgliedschaft im Komitee ist Ehre und Verpflichtung, darum werden wir während der nächsten vier Jahre werden wir uns insbesondere für das nachhaltige Management von Welterbestätten einsetzen und beim Erhalt von gefährdeten Denkmälern helfen. Ein erstes Projekt ist die deutsche Hilfe bei der Restaurierung der durch Hochwasser geschädigten Tempelanlagen in Ayutthaya in Thailand. Bei meiner Südostasienreise vor einer Woche habe ich für die Restaurierung 100.000 Euro aus Mitteln des Kulturerhaltsprogramms des Auswärtigen Amts zugesagt.

Ich freue mich auf die vor uns liegende Arbeit im Welterbekomitee. Ich weiß, dass wir dabei viel Unterstützung haben von den zahlreichen Initiativen, Instituten und Personen, die sich dem Welterbegedanken verpflichtet fühlen. Heute Abend gilt mein Dank den Partnern bei der Erstellung dieser Ausstellung, namentlich der Deutschen UNESCO Kommission, dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt e.V., dem Hessen-Forst und der Universität Paderborn – und nicht zuletzt den verantwortlichen Organisatoren hier im Auswärtigen Amt.

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